News der Woche: Zahl der Schweinswale in deutschen Flüssen deutlich gestiegen

Norddeutschland – Im Jahr 2024 hielten sich so viele Schweinswale in deutschen Flüssen auf wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dies beobachteten die Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) mithilfe von Unterwasseraufnahmen. Die Messstationen zeigten bereits in diesem Frühjahr Rekordzahlen der Tiere in Weser und Elbe: Hier registrierten die Wissenschaftler*innen im Vergleich zu den Vorjahren fünf- bis zehnmal häufiger Schweinswale. In der Weser bei Stadland erfassten sie in 33 Prozent der aufgezeichneten Stunden Schweinswale, in der Elbe bei Wedel sogar in
44 Prozent der Stunden. In der Außenems entsprach die Anzahl der vernommenen Tiere dem Mittel der Vorjahre. Die Forscher*innen konnten außerdem erstmalig Schweinswallaute oberhalb des Emssperrwerks aufzeichnen. Das bedeutet, dass die Tiere sogar durch das Sperrwerk wandern. Schweinswale leben eigentlich in der Nord- und Ostsee. Sie schwimmen insbesondere im April in Flüsse hinein, um Beutefische zu jagen, die zu diesem Zeitpunkt zu ihren Laichplätzen ziehen. Zeitweise verschwanden Schweinswale aufgrund schlechter Bedingungen wie Jagd, Industrialisierung und mangelhafter Wasserqualität aus den Flüssen. Die Forscher*innen schließen daraus, dass sich diese wieder verbessert haben.

Menschliche Aktivitäten gefährden Schweinswale

„Es ist äußerst erfreulich, dass wieder vermehrt Schweinswale in deutschen Flüssen vorzufinden sind. Dennoch muss ihr Schutz mehr in den Fokus rücken, da die Säugetiere nach wie vor stark gefährdet sind“, sagt Katrin Pichl, Referentin für Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Die Population in der Zentralen Ostsee ist sogar vom Aussterben bedroht. Vor allem der Einfluss von uns Menschen macht den Tieren zu schaffen, wie zum Beispiel der in den Meeren zunehmende Unterwasserlärm durch Schallortungsgeräte, Offshore-Windparks oder dichten Schiffsverkehr. Dieser beeinträchtigt die Tiere dabei, sich zu orientieren, untereinander zu kommunizieren und Nahrung zu finden. Schweinswale finden sich mittels Echo-Ortung zurecht und geben dafür hochfrequente Klicklaute in Form von Schallwellen von sich. Die Stellnetze der Fischerei sind ebenfalls eine Gefahr, da die Tiere die dünnen Plastikfäden nicht erkennen können – oftmals verheddern sie sich darin und ertrinken. „Auch wenn die Zahl der gesichteten Schweinswale in deutschen Flüssen gestiegen ist, müssen Unterwasserbauarbeiten und die Fischerei endlich strenger reguliert werden, um die sensiblen Tiere langfristig zu schützen. Darüber hinaus gilt es, die Wasserqualität zu verbessern und die Passierbarkeit der Wanderwege in den Flüssen zu ermöglichen“, so Pichl.

(© Foto: Mark Zindorf – Bundesanstalt für Gewässerkunde (Schweinswale in der Außenelbe))

 

 

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