News der Woche: Erste Luchsjunge seit über 150 Jahren im Thüringer Wald gesichtet

Erfurt – Erstmals seit 150 Jahren haben sich Luchse im Thüringer Wald nachweislich fortgepflanzt. Dies belegen aktuelle Aufnahmen einer Wildkamera. Sie zeigen eine Luchsin mit zwei Jungtieren. Woher die Tiere stammen und ob das Weibchen noch mehr Nachwuchs hat, ist derzeit noch nicht bekannt. Doch die kleine Katzenfamilie unterstützt durch ihre Präsenz auf natürliche Weise das Artenschutzprojekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“. In diesem sollen innerhalb der kommenden vier Jahre bis zu fünf Luchse jährlich in Thüringen ausgewildert werden. Bereits im Mai und August hat das Projektteam, das sich aus Vertreter*innen von zehn Organisationen zusammensetzt und die Zukunft des Luchses in Mitteldeutschland gestalten möchte, jeweils zwei Tiere in den dortigen Wäldern angesiedelt. Das Projekt wird vom Thüringer Umweltministerium, unter anderem mit EU-Mitteln, über etwa vier Jahre mit insgesamt 2,9 Millionen Euro gefördert. „Die unerwartete Luchsreproduktion freut uns sehr“, sagt Jürgen Boddenberg, Leiter des Sachgebietes Waldnaturschutz bei ThüringenForst. „Sie zeigt, dass unsere Wälder dem Luchs einen hervorragenden Lebensraum bieten. Und belegt, dass der Zeitpunkt unseres Projektes gut gewählt ist, um die zaghaften Anfänge des thüringisch-bayerischen Luchsvorkommens durch gezielte Auswilderung zu unterstützen.“

Comeback der Luchse braucht menschliche Hilfe

Das Comeback des Luchses, der seit 1846 in Deutschland als ausgestorben galt, und seit 1970 in verschiedenen Wäldern wieder angesiedelt wird, ist ohne menschliche Unterstützung nicht denkbar. „Während Wölfe zur Jahrtausendwende allein die Oder zwischen Polen und Deutschland überquert haben, gehen alle heutigen Luchsvorkommen in Deutschland auf solche Projekte zurück“, sagt Katrin Pichl, Referentin für Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Luchse sind streng geschützt und ihre Zahlen steigen leicht, doch noch immer sind es hierzulande zu wenige der Tiere, um von einer stabilen Population sprechen zu können. Aktuell gehen Schätzungen von 200 Tieren im Bundesgebiet aus. Umso wichtiger sind Wiederansiedlungsprojekte und weitere Maßnahmen: „Es ist entscheidend, dass es uns gelingt, die Lebensräume der Tiere zu erhalten, diese besser miteinander zu vernetzen und streng gegen die illegale Verfolgung von Luchsen vorzugehen.“

(© Foto: ThüringerForst (Luchse bei Nacht))

 

 

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